Sehr geehrte Aktionärinnen
Sehr geehrte Aktionäre
Die HOCHDORF-Gruppe hat 2021 weitere Schritte zur finanziellen Gesundung und strategischen Transformation des Unternehmens umgesetzt:
- Die Bilanz wurde mit dem Eingang der Kaufpreiszahlung von Pharmalys in Höhe von CHF 30 Mio. sowie durch den Verkauf des Areals in Hochdorf für CHF 50.2 Mio. deutlich entschuldet.
- Trotz den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie resultierte ein Umsatz von CHF 303.5 Mio. Gleichzeitig beeinträchtigen vor allem die Milchpreiserhöhungen das Unternehmensergebnis von CHF 2.6 Mio. spürbar. Aus den operativen Aktivitäten resultierte deshalb ein negatives Ergebnis unter den Erwartungen.
- HOCHDORF plant deshalb, die Umsetzung der Strategie mit Fokus auf Smart Nutrition und die Bereinigung des Produkteportfolios zu beschleunigen, um die Abhängigkeit von den Milchkosten zu reduzieren und die Profitabilität zu steigern.
Das Geschäftsjahr 2021 war für die HOCHDORF-Gruppe anspruchsvoll und von zahlreichen Herausforderungen gekennzeichnet. Dazu gehören die angespannte Bilanzsituation, marktbedingte Faktoren wie der hohe Milchpreis oder Einschränkungen und Kostensteigerungen auf den Beschaffungsmärkten sowie die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie. Der Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung haben mit gezielten Massnahmen auf diese Entwicklungen reagiert, das Unternehmen schrittweise gestärkt und das Finanzprofil von HOCHDORF in der Berichtsperiode deutlich verbessert. Gleichwohl reichen die bisherigen Transformationsschritte noch nicht aus, um die operative Leistungsfähigkeit des Unternehmens nachhaltig zu erhöhen und die Positionierung am Markt zu stärken. Deshalb wird die Umsetzung der 2021 verabschiedeten Strategie beschleunigt, der Fokus auf Innovationen und Smart Nutrition Produkte verstärkt sowie die Marktentwicklung intensiviert.
Entlastung der Bilanz
Die Bilanz der HOCHDORF-Gruppe war zu Beginn des Geschäftsjahres weiterhin durch hohe Schulden von rund CHF 100 Mio. (ohne die Hybrid-Anleihe) aus der gescheiterten Vorwärtsstrategie aus den Jahren 2017–2019 belastet. Diese Situation hat sich aufgrund mehrerer Initiativen nachhaltig verbessert.So führte die Anfang 2021 eingeführte Unternehmensstruktur zu höherer Effizienz, verbunden mit Kosteneinsparungen durch das Projekt OPTIMA. Anfang August wurde mit der Pharmalys Laboratories SA eine Vereinbarung über die Rückzahlung der noch nicht bezahlten Kaufpreisrate erzielt. Der Eingang von CHF 30 Mio. entlastete die Bilanz deutlich, ohne jedoch den notwendigen finanziellen Spielraum zur Entwicklung des Unternehmens zu schaffen.
Zur weiteren Stabilisierung der Bilanz und zur Unterstützung einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung entschloss sich deshalb der Verwaltungsrat im Herbst 2021 – nach Prüfung aller finanzstrategischen Optionen – die Produktion künftig am Standort Sulgen zu bündeln und das Areal in Hochdorf zu verkaufen. Dieser Verkaufsprozess wurde zügig umgesetzt und es gelang, die Transaktion Ende Dezember 2021 abzuschliessen. Mit dem Verkauf des Grundstücks und der Gebäude an die Gemeinde Hochdorf war ein einmaliger Mittelzufluss von CHF 50.2 Mio. verbunden. Damit wurden Bankschulden zurückgeführt und das Fremdkapital auf CHF 57 Mio. reduziert. HOCHDORF rechnet dank der Fokussierung auf den Standort Sulgen ab 2024 mit jährlichen operativen Einsparungen im hohen einstelligen Millionenbereich.
Konzentration auf den Standort Sulgen
Das Werk in Sulgen ist im Bereich der Baby Care Anlagen top-modern und weist ausreichende Kapazitätsreserven für die strategische Entwicklung sowie zur Schaffung eines Kompetenzzentrums für Smart Nutrition auf. Durch die Standortoptimierung wird das Werk Sulgen in allen Bereichen dank steigender Werksauslastung profitabler. Bis zum Abschluss der Werksverlagerung hat auch der Produktionsstandort Hochdorf weiterhin eine grosse Bedeutung für die weitere Entwicklung des Unternehmens.
Konzernleitung, Verwaltung und zentrale Dienste wie Verkauf, Marketing, Entwicklung, Produktmanagement, Qualitäts- und Personalleitung, Regulatory Affairs, Kundenservice, Kommunikation, Finanzen und IT verbleiben am Hauptsitz in Hochdorf. Die HOCHDORF-Gruppe hat dafür einen 4-Jahres-Mietvertrag mit der Möglichkeit zur Verlängerung um ein Jahr mit der Gemeinde Hochdorf als neuer Besitzerin der Immobilien unterzeichnet.
Strategische Fokussierung intensiviert
Operativ bestätigte sich im Berichtsjahr die Notwendigkeit, das Unternehmen in den nächsten Jahren konsequent zu transformieren und in Übereinstimmung mit der neuen Strategie hin zu einer Schweizer Kompetenzmarke für technologisch anspruchsvolle, funktionelle Spezial-Nahrungsmittel zu entwickeln. HOCHDORF will sich noch stärker an Entwicklungen in moderner Ernährung orientieren und mit einem Fokus auf Smart Nutrition-Angebote in wertschöpfungsintensivere Bereiche vorstossen. Als Folge dieser Entwicklung wird sich die Kosten-Abhängigkeit vom Rohstoff Milch verringern. «Food for Life» bringt den Unternehmenszweck der künftigen HOCHDORF auf den Punkt. Wir wollen als innovatives Unternehmen einen Beitrag zu einer die Gesundheit fördernden, nachhaltigen, modernen Ernährung leisten. Ausgehend von unserer Kompetenz in Baby Care wollen wir unser Angebot zu Human Care ausbauen und vermehrt auch Smart Nutrition-Produkte für alle Lebensphasen anbieten. Der Lebensmittelmarkt zeigt weltweit ein starkes nachhaltiges Wachstum für funktionelle Nahrungsmittel, welche auf die spezifischen Ernährungs-Bedürfnisse definierter Zielgruppen ausgerichtet sind.
Rohstoffseitig besteht eine klare Tendenz zur Verknappung der Milchmengen in der Schweiz mit entsprechender Kostenfolge zur Gewährleistung der Versorgungssicherheit: Knappe Milch fliesst zuerst in wertschöpfungsstärkere Absatzkanäle. HOCHDORF trägt diesem Trend Rechnung und hat in den vergangenen zwölf Monaten mehrere neu entwickelte Endprodukte und Halbfabrikate im Bereich Smart Nutrition im Markt eingeführt, darunter die Bimbosan Ziegenmilch, die Spezial-Babynahrung Riso PH, laktosefreies Milchpulver, ein veganer Vollmilchpulver-Ersatz oder Molkenproteinkonzentrat für den Einsatz in Babynahrung.
Covid-19 beeinträchtigt operative Entwicklung
Die Covid-19-Pandemie und damit verbundene Restriktionen beeinträchtigten die Projektumsetzung bei neuen und bestehenden Baby Care-Kunden. Dazu kamen im zweiten Halbjahr Projektverschiebungen durch die weltweit angespannte Logistiksituation, was zu Lieferverzögerungen und Umsatzeinbussen führte. Das Konsumverhalten und die veränderte Nachfragesituation nach Milchprodukten während der Pandemie führten zu deutlichen Preissteigerungen beim Rohstoff Milch im Schnitt um 5 Rappen / kg (im Vergleich zum Vorjahr). Ab Frühsommer folgten auch Kostenerhöhungen bei anderen wichtigen Rohstoffen für die Herstellung von Babynahrung. Aufgrund des intensiven Wettbewerbs war es bislang nicht möglich, diese Preissteigerungen vollumfänglich auf die Kunden abzuwälzen, was das Betriebsergebnis entsprechend negativ beeinträchtigte.
Im Geschäftsbereich Baby Care resultierte ein Umsatz von CHF 85 Mio., das sind 15 % weniger als im Vorjahr. Den wertschöpfungsstarken Eigenmarken Bimbosan und babina gelang es trotz der Covid-19 Herausforderungen, neue Partner / Länder in Asien zu gewinnen. In der Schweiz festigte und erweiterte Bimbosan die Marktführerschaft auch mit der Anfang Jahr eingeführten Bimbosan Premium Ziegenmilch im Fachhandel. Zudem wurde mit Pharmalys, dem grössten Kunden von HOCHDORF, eine langfristige Abnahmegarantie bis 2026 vereinbart. Gleichzeitig gilt es, das Cash-Management und die Zahlungsflüsse insbesondere in die belieferten Regionen Mittlerer Osten und Nordafrika zu optimieren.
Die Schweizer Schokoladenindustrie erholte sich von ihrem Covid-19-Tief in 2020. Die im zweiten Halbjahr 2021 abgesetzten Volumen befinden sich auf bzw. teilweise über dem Vor-Corona-Niveau. Hauptgründe dafür sind insbesondere Lager-Aufstockungen wegen Transportengpässen und die Erschliessung neuer Absatzmärkte. Der Geschäftsbereich Food Solutions erzielte in der Folge einen Umsatz von CHF 219 Mio., was einer Zunahme um 6 % gegenüber dem Vorjahr entspricht. Speziell erwähnenswert sind die guten Verkäufe von laktosefreiem Milchpulver sowie das breite Interesse seitens der Schokoladenindustrie für das von HOCHDORF entwickelte vegane Vollmilchpulver-Ersatzprodukt für «Milchschokolade».
Betriebsergebnis auf Stufe EBIT steigt auf CHF 6.5 Mio.
Auf Gruppenstufe wurde ein Nettoerlös von CHF 303.5 Mio. erzielt, 1 % unter dem Vorjahr. Der tiefere Umsatz im Bereich Baby Care und allgemein höhere Input-Kosten führten zu einem Betriebsergebnis auf Stufe EBITDA von CHF 24.7 Mio. Der EBIT erreichte CHF 6.5 Mio., entsprechend einer Marge von 1.9 %. Dieses positive Resultat wurde durch Sonderfaktoren begünstigt. Einerseits führt der Verkauf des Areals in Hochdorf und Welschenrohr zu einem Gewinn (nach Abzug aller direkten Kosten) von CHF 38.6 Mio., während die Produktionsverlagerung nach Sulgen mit einmaligen Rückstellungen u.a. für den Sozialplan, belastende Verträge und Wertberichtigungen in Hochdorf von kombiniert rund CHF 14 Mio. verbunden sind. Das Konzernergebnis betrug CHF 2.6 Mio. (Vorjahr: CHF –70.3 Mio.).
Ausblick
Die Transformation von HOCHDORF vom volumengetriebenen Milchverarbeiter zum margenorientierten Milchveredler und Spezialitätenexperten soll unter neuer Führung noch mehr Fahrt aufnehmen. Dazu entwickelt HOCHDORF sein Netzwerk mit Kooperationen mit komplementären Industrie- und Vermarktungspartnern im In- und Ausland. In der Organisation werden Innovation und Verkauf gestärkt und auf das gemeinsame Ziel wertschöpfungsstarker Angebote für Kunden in aller Welt ausgerichtet. Die Kommunikation und Emotionalisierung sollen deutlich verstärkt und die Bekanntheit und Relevanz für moderne Ernährungsmärkte gesteigert werden.
Im laufenden Geschäftsjahr 2022 bleiben die Herausforderungen auf den Beschaffungsmärkten, bei den Logistikkapazitäten und den damit verbundenen Preissteigerungen hoch. Der genaue Bestellungseingang lässt sich nicht exakt abschätzen, da Projekte teilweise verzögert bzw. verschoben werden. HOCHDORF nutzt diese Situation zur Sortimentsbereinigung mit dem Ziel der Rentabilitätsverbesserung.
Mit der konsequenteren Umsetzung der 2021 beschlossenen Strategie durch die unter eine neue Führung gestellte Geschäftsleitung legt HOCHDORF den Fokus auf eine Erhöhung der Margen und Innovationen. Die damit verbundene Sortimentsbereinigung und Überprüfung der traditionellen Geschäftsbereiche erfolgen im ersten Halbjahr 2022. Eine Umsatz- und Ergebnisprognose ist daher zum aktuellen Zeitpunkt nicht opportun. Wir werden anlässlich der Publikation des Halbjahresabschluss 2022 zu einem Ausblick Stellung nehmen.
Dank
Unser besonderer Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern für ihre Flexibilität und ihr hohes Engagement unter schwierigen Bedingungen im vergangenen Jahr. Wir danken auch unseren Kunden und Partnern für die gute Zusammenarbeit und unseren Aktionärinnen und Aktionären für ihr Vertrauen in HOCHDORF.