Finanzieller Lagebericht
2019 – Jahr der Bereinigungen
HOCHDORF war im Geschäftsjahr 2019 verschiedensten Herausforderungen ausgesetzt. Anlässlich der Generalversammlung 2019 wurde die Mehrheit des Verwaltungsrates neu eingesetzt. Auch in der Geschäftsleitung wurden Positionen neu besetzt. In wirtschaftlicher Hinsicht haben sich die im Geschäftsjahr 2018 begonnenen Schwierigkeiten im Geschäft mit Pharmalys Laboratories SA (Pharmalys) weiter akzentuiert und die Gruppe vor existenzielle Herausforderungen gestellt. Die Finanzierung der Gruppe konnte mit der Verlängerung des Konsortialkredites sichergestellt werden. Mit dem Verkauf von Beteiligungen (insbesondere Pharmalys) konnte die finanzielle Situation der Gruppe weiter bereinigt werden. Im Abschluss 2019 mussten aber zusätzliche Wertberichtigungen auf Anlagen, Finanzanlagen, Forderungen und Waren vorgenommen werden. Die Gruppe verzeichnet deshalb für 2019 eine deutliche Einbusse in der Rentabilität. HOCHDORF befindet sich nach wie vor in einer herausfordernden Lage und muss die Bereinigungen im Bereich der Beteiligungen weiter vorantreiben. Aufgrund der tieferen Umsätze sowie der vorgenommenen Erlösminderungen reduzierte sich der Nettoumsatz um 18.6 % auf CHF 456.8 Mio. Der EBIT beträgt CHF –265.3 Mio.
Der Bereich Baby Care verzeichnete im Geschäftsjahr 2019 wiederum tiefe Umsätze, insbesondere bei der Pharmalys Laboratories SA, aber auch bei der HOCHDORF Swiss Nutrition AG im Geschäft mit Drittkunden. Die Auslastung der beiden Türme in Sulgen ist auf einem tiefen Niveau. Für die Zukunft stellt die Auslastung der Anlagen die grösste Herausforderung dar. Der Bereich Dairy Ingredients verzeichnet stabile Umsätze und bildete für die Gruppe im 2019 ein zentrales Element zur Sicherstellung der Geschäftstätigkeit. Das nach wie vor schwierige Marktumfeld stellt aber weiterhin eine grosse Herausforderung dar. Tiefere Verarbeitungsmengen sowie insbesondere die Entwicklung bei den Ausfuhrbeihilfen (Schoggigesetz) drückten auf das Ergebnis. Der Verwaltungsrat hat beschlossen, den dritten Geschäftsbereich, Cereals & Ingredients, aufzugeben. Entsprechende Abschreibungen der Anlagen wurden vorgenommen und das «Outphasing» von Kunden und Produkten ist in Arbeit. Einen positiven Ergebnisbeitrag hat wiederum die Bimbosan AG geleistet. Negativ abgeschlossen haben die übrigen Tochtergesellschaften, wobei insbesondere die Uckermärker Milch GmbH ein weiteres Mal enttäuscht hat.
Schwieriges Europa
In Europa hat sich im Marktumfeld im Vergleich zum Vorjahr keine wesentliche Änderung ergeben. Der Milchmarkt ist nach wie vor geprägt von hohen Verarbeitungskapazitäten und hohen Milchmengen bei tendenziell gleicher Nachfrage. Der Verwaltungsrat hat deshalb beschlossen, für die Uckermärker Milch GmbH den Verkaufsprozess zu starten. Für die Firmen Zifru Trockenprodukte GmbH und Snapz Foods AG wurde ebenfalls der Verkauf beschlossen.
Positive Aussichten in der Entwicklung in Middle East/Africa
Die Region Middle East/Africa bildet weiterhin das Schwergewicht der Aktivitäten im Bereich Baby Care. Mit der Pharmalys laufen die Geschäftsbeziehungen trotz des Verkaufs der Gesellschaft weiter. Bedauerlich ist der Wegfall eines Grosskunden. Dieser Verlust konnte im Geschäftsjahr 2019 durch einige Neukunden nur teilweise kompensiert werden.
Verhaltenes Asien
Asien stellt für Baby Care nach wie vor die Region mit dem grössten Marktpotenzial dar. Insbesondere China ist ein attraktiver Markt, der zunehmend an Bedeutung gewinnt. HOCHDORF konnte im 2019 die geforderten Audits seitens der chinesischen Behörden erfolgreich absolvieren und die erneute Zulassung für die Belieferung von China sollte noch im ersten Halbjahr 2020 offiziell erteilt werden.
Tieferer Nettoumsatz – höherer Betriebsaufwand
Aufgrund der tieferen Umsätze und der vorgenommenen Wertberichtigungen hat sich der Bruttogewinn im Vergleich zum Vorjahr deutlich von CHF 171.8 Mio. auf CHF 61.8 Mio. reduziert. Die Bruttogewinnmarge steht neu bei 14.1 % (VJ 30.0 %).
Der Betriebsaufwand hat gegenüber dem Vorjahr leicht zugenommen. Im Vergleich zum Umsatz und der produzierten Menge sind die angefallenen Kosten zu hoch und es wurden entsprechende Kostensenkungsprogramme eingeleitet. Ferner wirken sich die höheren Kosten bei Pharmalys aus, welche bis zur Dekonsolidierung per Ende November 2019 mit enthalten sind. Eine zusätzliche Veränderung stellt auch die Bimbosan AG dar, welche im 2018 nur für acht Monate in der Erfolgsrechnung enthalten war. Der Verkauf der HOCHDORF South Africa wirkt sich im Betriebsaufwand nicht wesentlich aus. Die Anzahl Mitarbeitende reduzierte sich im Vergleich zum Vorjahr von insgesamt 694 auf 618 Mitarbeitende.
Unbefriedigender EBIT
Die operative Rentabilität der HOCHDORF hat sich aufgrund der vorgenannten Ausführungen sowie des Verlustes aus dem Verkauf von Tochtergesellschaften und den Impairements auf dem Anlagevermögen von Tochtergesellschaften deutlich verschlechtert. Der EBIT reduzierte sich im Geschäftsjahr 2019 auf CHF –265.3 Mio. Wir sind aber weiterhin überzeugt, dass die generelle Ausrichtung der Gruppe stimmt und, dass insbesondere im Bereich Baby Care das Volumen und die Ergebnisse nachhaltig gesteigert werden können. Der Bereich Dairy Ingredients bleibt eine Herausforderung, insbesondere aufgrund der Veränderungen im neuen «Schoggigesetz».
Finanzergebnis
Die Erstarkung des Schweizer Franken sowie die massiv höheren Zinskosten gegenüber den Banken haben zu einem insgesamt negativen Finanzergebnis in Höhe von CHF 8.3 Mio. geführt. Davon entfallen rund CHF 2.0 Mio. auf Kursverluste. Zu berücksichtigen ist weiterhin, dass der Zinsaufwand für die Pflichtwandelanleihe und die Hybridanleihe im Swiss GAAP FER Abschluss nicht über die Erfolgsrechnung verbucht werden.
Steuern
Im Geschäftsjahr 2019 wurden keine Steuerguthaben aus den verbuchten Verlusten gebildet. Aus diesem Grund resultiert trotz der Verlustsituation ein Steueraufwand. Zusätzlich wurden die Latenten Steuerrückstellungen bei der Uckermärker Milch GmbH sowie der Zifru Trockenprodukte GmbH aufgrund der geplanten Verkäufe aufgelöst.
Mittelfluss und Finanzierung
Die erarbeiteten Mittel haben sich von CHF 30.4 Mio. auf CHF –34.8 Mio. reduziert. Die wesentlich tieferen operativen Ergebnisse wirken sich hier deutlich aus. Im Vergleich zum Vorjahr hat sich der Geldfluss aus Betriebstätigkeit von CHF –81.3 Mio. auf CHF –15.4 Mio. verbessert. Hauptgrund dafür ist die Dekonsolidierung der Pharmalys-Gesellschaften sowie der Abbau der Forderungen und Vorräte. In der Position Vorräte sind auch noch Wertberichtigungen aufgrund von Schadenfällen enthalten.
Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurden Investitionen in Höhe von CHF 8.6 Mio. getätigt. Der Schwerpunkt lag dabei im Bereich der Erneuerung von Produktionsanlagen. Mit diesem Wert liegen wir deutlich unter den ordentlichen Abschreibungen. Diese Zurückhaltung bei der Investitionstätigkeit ist nicht nachhaltig.
Der Free Cashflow war im Geschäftsjahr 2019 wieder positiv. Massgebend dafür war der Nettogeldfluss aus dem Verkauf der Pharmalys-Gesellschaften. Für 2020 erwarten wir erneut einen positiven Free Cashflow.
Die Nettoverschuldung ist gegenüber Dezember 2018 von CHF 141.3 Mio. auf CHF 113.3 Mio. gesunken. Die Hybridanleihe und die Pflichtwandelanleihe gelten als Eigenkapital und belasten die Nettoverschuldung nicht.
Der Eigenfinanzierungsgrad hat sich gegenüber Ende 2018 (48.8 %) auf 54.6 % erhöht. Hauptgrund dafür sind die Dekonsolidierung der Pharmalys-Gesellschaften und die damit verbundene Rückzahlung von Fremdkapital. Zusätzlich ergab sich eine grundlegende Veränderung durch den Verkauf der Pharmalys-Gesellschaften mit dem «Wiederaufleben» des verrechneten Goodwills, welcher aber durch das negative Gesamtergebnis wieder ausgeglichen wurde. Mit dem Erhalt des Restkaufpreises im Jahr 2020 aus dem Verkauf der Pharmalys-Gesellschaften verbessert sich die Finanzierung der HOCHDORF-Gruppe deutlich. Diese bildet nun eine gute Basis für das weitere Unternehmenswachstum.
Die konsolidierte HOCHDORF verfügt weiterhin über Wachstumspotential. Wir sind uns dabei bewusst, dass politische Unwägbarkeiten im In- und Ausland, wie auch veränderte Marktbedingungen in den wichtigsten Absatzregionen Auswirkungen auf die Ertragslage der Unternehmensgruppe haben können.
Jürgen Brandt
CFO