Finanzieller Bericht
Nach 2019, einem Jahr, in dem die Restrukturierungen und Bereinigungen eingeleitet wurden, zeigte sich die HOCHDORF 2020 in operativ besserer finanzieller Lage mit EBIT Break Even nach Bereinigung von einmaligen Sondereffekten. Konsequent haben wir die Restrukturierung in den meisten Bereichen umgesetzt und in diesem Zusammenhang Wertberichtigungen bei den Produktionsanlagen am Standort Sulgen durchgeführt. Die für das Geschäftsjahr 2020 kommunizierten Umsatz- und Ertragsziele erreichte HOCHDORF trotz der negativen Einflüsse der Covid-19 Pandemie. Allerdings bleibt die finanzielle Situation von HOCHDORF weiterhin von grossen Herausforderungen geprägt.
Die Nettoerlöse aus Lieferungen und Leistungen reduzierten sich im Rahmen der Erwartungen von CHF 456.8 Mio. auf CHF 306.2 Mio., wobei sich die beiden Geschäftsbereiche unterschiedlich entwickelt haben. Der Nettoerlös im Bereich Dairy Ingredients (neu: Food Solutions) reduzierte sich von CHF 360.0 Mio. auf CHF 206.7 Mio. Dies erklärt sich mehrheitlich durch den Verkauf der Tochtergesellschaft Uckermärker Milch GmbH. Allerdings sah der Geschäftsbereich auch einen Rückgang der Nachfrage bei der exportorientierten Schweizer Premium-Schokoladenindustrie, da der Travel Retail Verkauf sowie der Inland-Absatz aufgrund der Covid-19 Pandemie und des dadurch bedingten, deutlich reduzierten Reiseaufkommens und einem substantiellen Einbruch im Tourismus stark zurückgegangen ist.
Der Geschäftsbereich Baby Care konnte dagegen seine Nettoerlöse von CHF 72.8 Mio. auf CHF 99.5 Mio. steigern. Nach Eliminierung der in 2019 vorgenommenen Wertberichtigungen auf Forderungen und der Marktumsätze durch den Verkauf der Pharmalys Laboratories SA konnten wir den Nettoerlös trotz Wegfall eines Grosskunden und der Herausforderungen durch die Covid-19 Pandemie um 4 % steigern. Den grössten Umsatzanteil erzielte der Geschäftsbereich mit Verkäufen an Pharmalys.
Der in der Schweiz realisierte Nettoerlös-Anteil am Gesamtumsatz ist zwar relativ auf über 50 % gestiegen, aber absolut um ca. CHF 35 Mio. gesunken. Dies kommt einerseits durch die oben beschriebene geringere Nachfrage der Schokoladenindustrie und andererseits durch die Einstellung des Geschäftsbereiches Cereals & Ingredients zustande. Der Anteil des europäischen Absatzes ist von 44 % auf 23 % durch den Verkauf der Uckermärker Milch GmbH gesunken. Während der Absatz in Asien stabil blieb, ist der Anteil der Nettoerlöse im Nahen Osten / Afrika auf 20 % gestiegen (CHF 60.5 Mio.). In Lateinamerika konnten wir den Umsatz von CHF 4.4 Mio. auf CHF 7.1 Mio. leicht steigern.
Tieferer Nettoerlös, aber bessere Bruttomarge
Das Bruttoergebnis hat sich trotz dieses deutlich tieferen Nettoumsatzes von CHF 61.8 Mio. auf CHF 94.3 Mio. erhöht; die Bruttogewinnmarge lag bei 30.9 % (Vorjahr: 14.1 %). Einerseits lag dies an der ausserordentlichen Belastung des Bruttoergebnisses in 2019 durch Sondereffekte (Wertberichtigungen auf Forderungen, Schadensfälle). Andererseits zeigt sich der positive Effekt der beschlossenen und nun auch umgesetzten Portfoliobereinigung (Eliminierung der tiefmargigen Bereiche wie Uckermärker Milch GmbH und Einstellung des Bereiches Cereals & Ingredients).
Der Personalaufwand reduzierte sich deutlich von CHF 50.8 Mio. auf CHF 39.7 Mio. durch den Verkauf der Tochtergesellschaften Uckermärker GmbH und Marbacher Ölmühle. Am Ende des Berichtsjahres beschäftigte HOCHDORF noch 391 Mitarbeitende (Vorjahr: 618). Der übrige Betriebsaufwand ist ebenfalls stark von CHF 85.8 Mio. auf CHF 40.7 Mio. gesunken: 2019 war dieser durch die hohen ausserordentlichen Kosten, die bei der Pharmalys Gruppe angefallen sind, und durch einige Sondereffekte wie Rückstellungsbildungen belastet.
Der EBITDA war deutlich positiv bei CHF 13.9 Mio. (2019: CHF –74.7 Mio.). Wir haben damit unsere Guideance eines positiven EBITDAs gut erfüllt.
Die Abschreibungen beinhalten eine Wertberichtigung auf die Gebäude und Sachanlagen der relativ neuen Sprühturmanlage 9 sowie der dazugehörigen Dosenlinie von CHF 65.8 Mio. Diese haben wir vorgenommen, um der geringen Auslastung dieser Anlagen sowie des hohen Risikos im Bereich des Baby Care-Geschäfts bzgl. seines Kundenportfolios Rechnung zu tragen. Des Weiteren berücksichtigen die Abschreibungen einerseits einen Erfolg aus Veräusserung von Tochtergesellschaften (CHF 1.1 Mio.); andererseits wurden die Abschreibungen durch regelkonforme Anpassung der Nutzungsdauern bei Sachanlagen um CHF 1.1 Mio. erhöht.
EBIT stark negativ, aber bereinigter operativer EBIT des Kerngeschäftes erreicht Break Even
Nach Bereinigung des negativen EBITs von CHF –67.9 Mio. (Vorjahr CHF –265.3 Mio.) um einmalige Sondereffekte ergibt sich ein bereinigter operativer positiver EBIT des Kerngeschäftes von CHF 2.3 Mio. (Beeinträchtigung Anlagevermögen: –65.8 Mio. und weitere Sondereffekte von total CHF –4.4 Mio.).
In 2020 profitierte man aus der Veräusserung bzw. Liquidation der verlustgenerierenden Gesellschaften wie Pharmalys Laboratories SA, Uckermärker Milch GmbH und den übrigen Gesellschaften aus dem Bereich Cereals & Ingredients. Dies zeigt, dass die beschlossene und konsequent umgesetzte Restrukturierung der richtige Weg war. Positiv hat sich auch das Kosteneffizienzprogramm OPTIMA auf das Ergebnis ausgewirkt. Massnahmen zu Einsparungen wie etwa im Einkauf und eine Senkung der Betriebskosten vor allem in den Werken konnten bereits erfolgreich realisiert werden. Für 2021 erwarten wir weitere höhere Einsparungen im mittleren einstelligen Millionenbereich aus den OPTIMA Projekten.
Finanzergebnis deutlich verbessert, aber noch stark belastet; negatives Unternehmensergebnis
Das Finanzergebnis ist von CHF –8.7 Mio. auf CHF –5.1 Mio. gestiegen. Dies ist auf eine geringere Verschuldung gegenüber Konsortialbanken nach einer Teiltilgung zurückzuführen. Zu berücksichtigen ist, dass die Zinsen für die Hybridanleihe sowie für die Pflichtwandelanleihe in Swiss GAAP FER nicht über die Erfolgsrechnung gebucht werden. Das Unternehmensergebnis Konzern lag bei CHF –70.3 Mio. (2019: –271.4 Mio.).
Negativer Cash Flow aus Betriebstätigkeit, positiver Freier Cash Flow
Die erarbeiteten Mittel sind von CHF –34.8 Mio. auf CHF 11.1 Mio. gestiegen, was zeigt, dass das operative Geschäft cash positiv ist. Allerdings liegt die Veränderung des Nettoumlaufvermögens bei CHF –22.4 Mio., so dass der Geldfluss aus Betriebstätigkeit negativ ausfällt (CHF –11.3 Mio.). Hauptgrund sind die hohen aufgelaufenen Forderungen gegenüber der Pharmalys Gesellschaft sowohl aus dem Liefergeschäft als auch aus den noch ausstehenden Zahlungen in Zusammenhang mit dem Rückverkauf der Pharmalys Laboratories SA. Durch die geringen getätigten Investitionen und Bezahlung der ersten noch ausstehenden Kaufpreiszahlungen von Pharmalys war der Freie Cash Flow positiv bei CHF 17.3 Mio. Der Geldfluss aus Finanzierungstätigkeiten war deutlich negativ bei CHF –24.9 Mio., getrieben von hohen Zinszahlungen, aber auch Tilgungszahlungen an die Konsortialbanken sowie an Drittbanken im Rahmen des Verkaufs der Uckermärker Milch GmbH.
Die Nettoverschuldung verringerte sich gegenüber 31. Dezember 2019 von CHF 104.7 Mio. weiter auf CHF 87.6 Mio. Die Hybridanleihe gilt als Eigenkapital und belastet die Nettoverschuldung nicht.
Starke Eigenkapitalquote und positive Entwicklung
Die Eigenkapitalquote bleibt trotz stark negativem Unternehmensergebnis stabil bei 56 % (Vorjahr: 57 %), da der negative Ergebniseffekt durch den Verkauf von Tochtergesellschaften aber auch durch die Rückzahlung von Bankschulden kompensiert werden konnte. Zusammenfassend können wir sagen, dass die operativen Finanzzahlen die positive Entwicklung von HOCHDORF nach Umsetzung der Restrukturierungen abbilden. Zwar ist das Unternehmensergebnis deutlich negativ aber resultiert aus einmaligen Sondereffekten; ein bereinigter EBIT zeigt einen Break Even. In 2020 wurde die Basis für das weitere Wachstum in den kommenden Jahren gelegt. Allerdings müssen die Bilanz und die Liquiditätssituation weiter stabilisiert werden, um ein nachhaltiges Unternehmenswachstum zu unterstützen (siehe dazu auch den Risikobericht sowie Anhang der Jahresrechnung der HOCHDORF-Gruppe unter Ziffer 33). Aus diesem Grunde konzentriert sich der Verwaltungsrat derzeit auf die Erarbeitung finanzstrategischer Optionen, welche u. a. Kapitalmassnahmen beinhalten können.