Finanzieller Lagebericht

Nettoerlöse

Die HOCHDORF-Gruppe erzielte im ersten Halbjahr 2022 einen Nettoerlös von CHF 145.7 Mio. (Vorjahr: CHF 140.3 Mio.; +4 %). Dies aufgrund des auf CHF 118.3 Mio. (Vorjahr: CHF 112.4 Mio.; +5 %) gesteigerten Nettoerlös im Geschäftsfeld Food Solutions. Der um rund 27 Prozent höhere Nettoumsatz mit Milchpulver überkompensierte den Rückgang von Milch- bzw. Rahmprodukten mit tieferer Marge (–18 %). Diese erfreuliche Entwicklung ist auf die stark angestiegene Nachfrage aus der Schokoladenindustrie zurückzuführen, die nun wieder Bestellungen auf dem Vor- Pandemie-Niveau tätigt. Der Nettoerlös des Geschäftssegments Baby Care blieb mit CHF 27.4 Mio. stabil (Vorjahr: CHF 27.9 Mio). Geringere realisierte Umsätze mit dem Kunden Pharmalys Laboratories SA (siehe auch Ziffer 4 und 8) wurden durch höhere Nettoerlöse mit Produkten der Marke Bimbosan in der Schweiz sowie durch andere Private Label Kunden kompensiert.

Bruttoergebnis, EBITDA, EBIT, Unternehmensergebnis

Basierend auf Nettoerlösen von CHF 145.7 Mio. konnte die HOCHDORF Gruppe ein Bruttoergebnis von CHF 34.1 Mio. erzielen (Vorjahr: CHF 36.4 Mio. inkl. CHF 0.8 Mio. von Einheiten in Liquidation), was einer Marge von 21.3 Prozent des Betriebserlöses entspricht (Vorjahresmarge: 21.4 %). Die Bruttoergebnis-Marge ist zwar auf tiefem Niveau; es ist aber hervorzuheben, dass diese trotz deutlich höherer Milchpreise (durchschnittliche Zunahme um CHF 0.05 pro kg) und höherer Preise für Rohstoffe, wie zum Beispiel Verpackungsmaterialien, erreicht wurde. Dies zeigt die intensiven Bestrebungen und die Fähigkeit der HOCHDORF-Gruppe, höhere Kosten an Kunden weiterzugeben. Diese Verhandlungen werden weiterhin geführt, um die unterschiedlichen vertraglichen Bedingungen, die eine direkte Preisweitergabe teilweise verunmöglichen oder verzögern, zu optimieren. Zusätzlich positiv hat sich der bessere Produktmix mit einem höheren Anteil von Milchpulverprodukten mit einer höheren Marge und einem geringeren Anteil von Produkten mit tieferen Margen wie Rahm im Segment Food Solutions ausgewirkt.Mit 369 Mitarbeitenden lagen die Personalkosten bei CHF 20.3 Mio. per 30.06.2022 und damit über dem Vergleichswert 2021 von CHF 19.5 Mio. mit 390 Mitarbeitenden per 30.06.2021. Der Grund dafür lag insbesondere bei Sondereffekten wie die durch die angekündigte Standortverlegung der Produktion Hochdorf teils nötig gewordenen Retentions-Zahlungen, die temporäre Doppelbesetzung der CEO Position und Mehraufwände bei der Rekrutierung von Schlüsselpositionen.

Der übrige Betriebsaufwand lag im ersten Berichtshalbjahr bei CHF 24.4 Mio. (Vorjahr: CHF 19.7). Diese Steigerung um fast 24 Prozent ist überwiegend höheren Energie- und Entsorgungsaufwendungen zuzuschreiben, die trotz ähnlichem Produktionsvolumen um CHF 3.9 Mio. höher lagen als im Vergleichszeitraum. Dies zeigt deutlich die höheren Energiepreise bei Gas und Strom, die für die energieintensive Produktion in der Branche nötig sind. Des Weiteren sind die Raumkosten u.a. durch die nun zu zahlende Miete am Standort Hochdorf auf CHF 3.4 Mio. gestiegen. Alle übrigen Kosten sowie Abschreibungen liegen unter den Kosten vom Vergleichszeitraum.

Die HOCHDORF Gruppe erzielte einen EBITDA von CHF –10.7 Mio. (Vorjahr: CHF –2.8 Mio.) und einen EBIT von CHF –15.9 Mio. (Vorjahr: CHF –8.6 Mio.). Die deutliche Verschlechterung im Vergleich zum Vorjahr resultiert vor allem aus den starken Preissteigerungen auf der Rohstoffseite sowie bei Energie- und Logistikkosten, die im ersten Halbjahr 2022 erst teilweise weitergegeben werden konnten.

Das Finanzergebnis von CHF –2.2 Mio. hat sich im Vergleich zum ersten Halbjahr 2021 (CHF 0.9 Mio.) stark verschlechtert. Während sich die Zinsaufwendungen durch die teilweise Rückführung des Konsortialkredites zum 31.12.2021 verringert haben, waren Währungsverluste auf ausstehenden Forderungen in EUR zu verzeichnen. Das Unternehmensergebnis auf Konzernebene liegt damit bei CHF –18.3 Mio. (Vorjahr: CHF –9.0 Mio.).

Vermögenslage, Finanzierung, Geldfluss

Das Umlaufvermögen ist seit dem 31.12.2021 von CHF 134.9 auf CHF 115.6 Mio. gesunken. Dies liegt hauptsächlich darin, dass Forderungen gegenüber dem Kunden Pharmalys Laboratories SA in Höhe von CHF 25.5 Mio. neu bewertet und als langfristig klassifiziert wurden. Das Anlagevermögen ist dementsprechend von CHF 158.4 Mio. auf CHF 179.8 Mio. durch den Anstieg der Finanzanlagen von CHF 9.9 Mio. am 31.12.2021 auf CHF 35.5 Mio. gestiegen. Alle Forderungen gegenüber Pharmalys Laboratories betrugen zum 30.06.2022 CHF 52.8 Mio. (31.12.2021: CHF 56 Mio.). Neue Forderungen aus Lieferungen und Leistungen gegenüber Pharmalys Laboratories SA wurden im ersten Halbjahr 2022 aufgrund der Lieferung gegen Vorkasse nicht aufgebaut. Das Fremdkapital ist von CHF 110 Mio. (31.12.2021) auf CHF 130.1 Mio. durch Erhöhung der Finanzverbindlichkeiten um CHF 10 Mio. (weitere Ausnutzung der zur Verfügung stehenden Kreditlinie) sowie stichtagsbedingten höheren passiven Rechnungsabgrenzungsposten gestiegen.

Die Nettoverschuldung lag per 30.06.2022 bei CHF 46.8 Mio. Die mit den Konsortialbanken festgelegten Kriterien für die Finanzkennzahl «Verschuldungsfaktor» sowie «Eigenkapitalquote» (per 30.06.2022: 55.9 %) wurden zum 30.06.2022 eingehalten.

Der Cash Flow aus den erarbeiteten Mitteln war mit CHF –9.7 Mio. durch den Unternehmensverlust ebenfalls stark negativ. Die saisonal bedingte hohe Veränderung des Umlaufvermögens im ersten Halbjahr fiel dieses Jahr mit CHF 2.7 Mio. (Vorjahr: 8.6 Mio.) deutlich geringer aus, da der Lagerwert mit CHF 45.3 Mio. unter Vorjahr (CHF 58 Mio.) lag. Dies zeigt bereits die Auswirkung der Fokussierung auf margenstarke Produkte anstelle auf volumengetriebenen Umsatz. Ausserdem wirkte sich dieser Umstand positiv auf die zur Verfügung stehende Liquidität aus.

Der operative Cash Flow war mit CHF –12.4 Mio. weiterhin deutlich negativ (Vorjahr: –7.9 Mio.) Nach geringen Zahlungen aus Investitionstätigkeiten von CHF –0.8 Mio. ergibt sich ein negativer Free Cash Flow von CHF –13.2 Mio. (Vorjahr: CHF –9.9 Mio.) Der Geldfluss aus Finanzierungstätigkeiten lag bei CHF 8.9 Mio. Insgesamt resultierte damit im ersten Halbjahr ein Mittelabfluss in Höhe von CHF 4.1 Mio. (Vorjahr: CHF 3.7 Mio.).

Ereignisse nach Bilanzstichtag

Nach dem Bilanzstichtag konnte sich die HOCHDORF-Gruppe mit den Konsortialbanken darauf einigen, dass die Prüfung der Finanzkennzahl «Verschuldungsfaktor» bis zum Ablauf des Konsortialkredits (20.09.2023) ausgesetzt wird. Stattdessen darf der Verlust auf Stufe EBITDA für das zweite Halbjahr 2022 wie auch für das erste Halbjahr 2023 je CHF 7.0 Mio. nicht übersteigen. HOCHDORF verfügt nach Reduzierung des Konsortialkredits von CHF 75 Mio. auf CHF 67 Mio. und nach der Zurverfügungstellung einer Zwischenfinanzierung im Betrag von CHF 10 Mio. durch die LUKB bis zum Ende der Laufzeit des derzeitigen Konsortialvertrages über eine freie Kreditlimite von CHF 10 Mio.

Es finden Verhandlungen mit dem Kunden Pharmalys bezüglich eines angepassten langfristigen Zahlungsplanes für die ausstehenden Forderungen statt.

Ausblick

Nach der Bilanzbereinigung und weiterer Entschuldung im Jahr 2021 war das Ergebnis sowie die Liquidität im ersten Halbjahr 2022 stark durch erhöhte Kosten auf der Einkaufsseite (Milch, Rohstoffe, Energie, Logistik) negativ belastet. Erste positive Auswirkungen bei der Weitergabe der Kosten zeigen sich dennoch in der gleichbleibenden Bruttomarge. Es sind Auswirkungen bei allen Kunden im zweiten Halbjahr 2022 und im ersten Halbjahr 2023 zu erwarten, da die Preiserhöhungen in einigen Fällen aufgrund der vertraglichen Situation nicht komplett oder nur zeitlich verzögert weitergegeben werden konnte. Bei Kunden, welche Preiserhöhungen nicht mittragen möchten und die für HOCHDORF damit negative Margen generieren, werden Vertragsauflösungen geprüft.

Für das zweite Halbjahr rechnen wir weiterhin mit einer schwierigen Ertrags- und Kostenlage, die durch die aktuellen Rohstoff- und Energieengpässe noch verschärft werden könnte. Die unternommenen Anstrengungen zur Transformation des Unternehmens werden mit hoher Intensität weitergeführt und zeigen mit hoher Wahrscheinlichkeit ihre Wirkung erst verzögert im ersten Halbjahr 2023. Bei Versorgungsengpässen mit Gas hat das Unternehmen am Standort Hochdorf die Möglichkeit, auf Öl umzusteigen. Für den Standort Sulgen werden Optionen geprüft, inwiefern und wie schnell eine Umstellung auf Öl oder Flüssiggas möglich wäre.