HOCHDORF muss sich neu ausrichten
Sehr geehrte Aktionärinnen und Aktionäre
HOCHDORF befindet sich in einer ernstzunehmenden Krise. Die Gesellschaft entwickelte sich in der Berichtsperiode insbesondere aufgrund der negativen Performance ihrer 51 %-Tochter Pharmalys deutlich schlechter als erwartet, woraus ein massiver Gewinneinbruch resultierte. Darüber hinaus mussten infolge einer Neubeurteilung der Geschäftsrisiken bei Pharmalys erhebliche Debitorenrückstellungen gebildet werden. In Kombination mit weiteren, notwendig gewordenen Wertberichtigungen entstand ein Unternehmensverlust von insgesamt CHF –63.6 Mio. Der neu zusammengesetzte Verwaltungsrat und die Geschäftsleitung arbeiten mit Hochdruck an der Restrukturierung und Neuausrichtung der Gruppe. Mit einer raschen und konsequenten Umsetzung der am 8. Juli 2019 kommunizierten Schritte sowie der eingeleiteten Umschuldungsmassnahmen kann der Fortbestand von HOCHDORF gesichert werden.
Die HOCHDORF-Gruppe hat im ersten Halbjahr 2019 in ihren Werken 374.8 Mio. kg Milch, Molke, Rahm und Buttermilch (Flüssigmenge) verarbeitet, 2.6 % mehr als im Vorjahr (365.3 Mio. kg). Verantwortlich für die Zunahme zeichnet die Uckermärker Milch GmbH. Entsprechend erhöhte sich das verkaufte Volumen um +3.9 % auf 86'661 Tonnen (Vorjahresperiode: 83'374 Tonnen). Der erzielte Nettoerlös reduzierte sich primär aufgrund des massiv schwächeren Umsatzes bei der Pharmalys Laboratories SA sowie notwendig gewordener Debitorenrückstellungen im Umfang von CHF 35.2 Mio. auf CHF 242.9 Mio. (VJ 281.6 Mio.).
Als Folge sank das Bruttoergebnis deutlich auf tiefe CHF 36.0 Mio. (VJ 82.0 Mio.). In Kombination mit einem höheren Betriebsaufwand und gestiegenen Abschreibungen führte dies zu einem negativen EBITDA von CHF –39.4 Mio. (VJ 13.1 Mio.) und einem negativen EBIT von CHF –52.4 Mio. (VJ 2.9 Mio.). Der höhere Betriebsaufwand ist zu einem grossen Teil auf stark gestiegene Kosten bei der Pharmalys Laboratories SA zurückzuführen (weitere Informationen zu Pharmalys finden Sie unter Punkt 6 im Anhang «Erläuterungen zum Zwischenabschluss» und unter Punkt 13 «Unternehmensfortführung»).
Die neuen Anlagen (Sprühturmlinie 9 und Dosenlinie 2) in Sulgen führten im Vorjahresvergleich zu höheren Abschreibungen. Weitere Abschreibungen bzw. Rückstellungen wurden für die Stilllegung und den geplanten Rückbau von Produktionsanlagen in Hochdorf – zwei (sicherheits-)technisch überalterte Sprühtürme und die VIOGERM®-Produktionsanlagen – sowie auf immateriellen Werten (Marke Snapz) vorgenommen. Für den geplanten Verkauf der Uckermärker Milch GmbH wurde das Finanzergebnis der Gruppe mit einer Rückstellung in der Höhe von EUR 10 Mio. belastet.
Insgesamt resultierte in der Berichtsperiode ein Unternehmensergebnis von CHF –63.6 Mio. (nach Minderheiten CHF –43.4 Mio., entsprechend einem Verlust pro Aktie von CHF –30.89). Die Nettoverschuldung erhöhte sich um knapp CHF 20 Mio. auf CHF 174.2 Mio., die Eigenkapitalquote reduzierte sich damit auf 38.5 % (VJ 48.8 %).
Neuausrichtung der HOCHDORF-Gruppe
Nach vorne blickend wird sich die HOCHDORF-Gruppe, nach der im ersten Halbjahr vorgenommenen Neubeurteilung der Risiken und Opportunitäten der Gesellschaft durch den neu zusammengesetzten Verwaltungsrat, auf die Weiterentwicklung des wachstumsstarken Baby Care-Geschäfts, bei gleichzeitiger Prüfung aller strategischer Optionen für Pharmalys, sowie auf die weitere Optimierung des Geschäftsbereichs Dairy Ingredients konzentrieren. Die am 8. Juli 2019 kommunizierten Massnahmen und zeitlichen Vorgaben für die Neuausrichtung der HOCHDORF-Gruppe betreffen auch den zeitnahen Verkauf der Uckermärker Milch GmbH, die Strategieüberarbeitung des Bereichs Dairy Ingredients und die Aufgabe des Geschäftsbereichs Cereals & Ingredients mit Evaluation der strategischen Alternativen für die einzelnen Tochtergesellschaften. Die 90 %-Beteiligung an der HOCHDORF South Africa Ltd konnte zum Periodenende erfolgreich und mit einem kleinen Gewinn an die African Chocolate Café Ltd veräussert werden.
Operative Fortschritte
Die neue Baby Care-Produktionslinie (Turm 9, Dosenlinie 2) in Sulgen läuft den Erwartungen entsprechend zufriedenstellend. Die hergestellten Produkte erfüllen das gewünschte hohe Qualitätsniveau. Anlagenleistung und Ausbringungsvolumen werden schrittweise gesteigert. Neue Produkte werden auf die Anlage eingebracht und adjustiert, bis alle verfahrens- und produkttechnischen Parameter den Zielvorgaben entsprechen. Das Team in Sulgen arbeitet mit Hochdruck an der Umsetzung und Erreichung der gesetzten Vorgaben.
Die Bimbosan AG verzeichnete im ersten Halbjahr ein Ergebnis über den Erwartungen. Die Integration der im Vorjahr erworbenen Tochterfirma schreitet plangemäss und mit positiven Resultaten voran.
Im Geschäftsbereich Dairy Ingredients war die Nachfolgelösung des «Schoggigesetzes» der bedeutendste Einflussfaktor. Der Systemwechsel zum 1. Januar 2019 wurde vollzogen und die negativen Ergebnisauswirkungen weitestgehend kompensiert. Dazu trugen auch externe Faktoren, wie die sich im EU-Markt positiv entwickelnden Milchpulverpreise, begünstigend bei.
Verlängerung und Erhöhung der Finanzierung angestrebt
Als sich die massive Verschlechterung der Geschäftsentwicklung und damit die Verletzung der Financial Covenants per Mitte Jahr abzeichnete, wurde die bestehende Finanzierung umgehend mit den Banken neu verhandelt. Der Konsortialkredit in Höhe von CHF 151 Mio. wurde bis zum 31. Oktober 2019 verlängert und gleichzeitig eine Verzichtserklärung (Waiver) unterzeichnet, welche die Financial Covenants zeitweilig ausser Kraft setzt. Um den geplanten Umbau der Gruppe voranzutreiben, strebt die Gesellschaft eine Verlängerung des Konsortialkredites sowie den Abschluss einer zusätzlichen Kreditfazilität in Höhe von CHF 40 Mio. an.
Ausblick
Die eingeleiteten Massnahmen zur Neuausrichtung und Restrukturierung der Gruppe werden das Jahresergebnis stark belasten, die notwendigen Abschreibungen und Rückstellungen sind jedoch bereits im Halbjahresergebnis bestmöglich abgebildet. Zudem wurden weitere betriebliche Korrekturmassnahmen wie ein Investitionsstopp bei allen nicht betriebsnotwendigen Prozessen, ein umfassendes Kostensenkungsprogramm und ein Programm zur Sicherung der Liquidität eingeleitet.
Die HOCHDORF-Gruppe steht vor grossen Herausforderungen. Entsprechend schwierig gestaltet sich die Festlegung einer Endjahresprognose. Saisonal bedingt ist das zweite Semester operativ normalerweise stärker. Im laufenden Geschäftsjahr werden Umsetzungsgrad und -tempo der ergriffenen Massnahmen, insbesondere jene in Bezug auf die Zukunft der Pharmalys, einen bedeutenden Einfluss auf den Erlös, das Betriebs- und das Nettoergebnis haben.
Wir danken Ihnen für Ihre Unterstützung in dieser höchst anspruchsvollen Phase des Unternehmens. Wir versichern Ihnen, dass der Verwaltungsrat, die Geschäftsleitung und die Mitarbeitenden alles für eine zukünftig erfolgreiche HOCHDORF-Gruppe tun werden.
Mit BEST PARTNER-Grüssen
HOCHDORF Holding AG