«HOCHDORF ist auf gutem Weg in die Zukunft.»

Dr. Thomas Eisenring, wie zufrieden sind Sie mit dem Geschäftsjahr 2018?

Das vergangene Jahr war schwierig und bot einige Überraschungen. Resultatmässig konnten wir unsere Erwartungen leider nicht erfüllen. Dies, obwohl wir 2018 schon früh als Übergangsjahr bezeichneten und entsprechend die Ziele nicht zu hoch ansetzten. Die Anfang Jahr gemachte Prognose haben wir klar verfehlt. Zufrieden sein kann man in einem solchen Augenblick nicht.

2018 war ein turbulentes Geschäftsjahr für die HOCHDORF-Gruppe. Woran hatten Sie Freude? Worauf hätten Sie verzichten können?

Die Akquisition der Bimbosan AG war definitiv ein wichtiger Schritt in der Umsetzung unserer Strategie. Auch die Zusammenarbeit mit den Bimbosan-Leuten macht Freude. Mit Bimbosan besitzen wir nun eine starke Marke in unserem Heimmarkt. Das ist in der Zusammenarbeit mit neuen und bestehenden Kunden ein wichtiges Puzzleteil. Auch der Abschluss der Bau- und Installationsarbeiten in Sulgen war ein positiver Punkt.
Auf die Verschärfung der Probleme im Bereich Dairy Ingredients in der Schweiz und in Deutschland hätten wir verzichten können, und auch der deutlich schwächere Umsatz bei Pharmalys war eine Enttäuschung. Extrem gefreut hätten wir uns auch auf die Registrierung unserer Marken für den chinesischen Markt, die wir leider 2018 nicht erhalten haben.

Mit der Akquisition der Bimbosan AG hat HOCHDORF einen weiteren Schritt in Richtung Business-to-Consumer gemacht. Wie geht es weiter mit der Marke Bimbosan?

Im Heimmarkt Schweiz wollen wir die Marktstellung noch etwas ausbauen. Dafür investieren wir in den nächsten Jahren in das Marketing. Dieser Schritt ist wichtig, um die internationale Vermarktung der Schweizer Traditionsmarke erfolgreich voranzutreiben. Erste Gespräche haben wir bereits geführt. Wir sind mit der Internationalisierung der Marke auf gutem Weg und konnten schon für Vietnam interessante Verträge unterschreiben. Unter anderem haben wir auch Indonesien als weiteren Zielmarkt im Auge.

Der Turm 9 ist seit August 2018 im kommerziellen Betrieb. Wie zufrieden sind Sie mit der neuen Anlage?

Die Projektteams für die Investitionen in Sulgen haben in den letzten Jahren eine grosse Leistung vollbracht. Neben der Produktionslinie für Babynahrung musste auch die dazu gehörende Infrastruktur erstellt werden. Beispielsweise mussten die Strom-, Wasser- und Gasleitungen dem neuen Bedarf angepasst werden. Optisch sichtbarer sind natürlich die neuen Bauten mit dem Sprühturm, dem Hochregallager und der Abfülllinie. Ich bin stolz, dass wir den Geschäftsbereich Baby Care mit einer solch modernen Anlage weiter voranbringen können. Wie bei einer solch komplexen Anlage normal, erreicht die Sprühturmlinie noch nicht die volle Leistung. Wir werden uns jetzt Schritt für Schritt daran herantasten. Dabei helfen uns die Erfahrungen, die wir bei der Inbetriebnahme der ersten grossen Babynahrungslinie in Sulgen machten. Mit den von der neuen Anlage hergestellten Produkten bin ich sehr zufrieden.

Das Ziel der HOCHDORF-Gruppe ist es, sich bis 2020 zu einem global tätigen, profitablen Nischen-Unternehmen mit Premium-Produkten zu wandeln. Liegt dieses Ziel noch immer in Reichweite?

Selbstverständlich liegt dieses Ziel nach wie vor in Reichweite, auch wenn es noch einiges zu tun gibt. Das Jahr 2018 bezeichneten wir zwar als Übergangsjahr, erwirtschafteten aber bereits eine höhere EBIT-Marge als noch vor einigen Jahren. Wenn man die Herausforderungen und Probleme im Geschäftsbereich Dairy Ingredients für einmal nicht betrachtet, haben wir in den übrigen Geschäftsbereichen bereits viele wichtige Schritte hin zum Ziel gemacht. Um dieses zu erreichen, müssen aber auch die kleineren Gesellschaften wie die HOCHDORF South Africa Ltd, die Zifru Trockenprodukte GmbH oder die Snapz Foods AG weiter wachsen und profitabel werden.

Das Geschäftsjahr 2018 war für die Aktionäre der HOCHDORF eher schwierig und der sinkende Aktienkurs sorgte für Unsicherheit. Was tun Sie, um das Vertrauen der Anleger zu stärken?

HOCHDORF ist auf einem guten Weg in die Zukunft. Wir verfügen über Wachstumspotential im interessanten Geschäftsbereich Baby Care. Auch im Bereich der gesunden Kindernahrung sind wir gut aufgestellt. Schwierigkeiten bereitet der Bereich Dairy Ingredients, wo auch das Potential zur Vermarktung höherwertiger Produkte schwierig auszuschöpfen ist.
Grundsätzlich werden wir aber auch etwas vorsichtiger mit unseren Prognosen. Auf dem Weg näher zum Endkonsumenten haben wir 2017 und 2018 unsere Lehren gezogen. HOCHDORF wird in den nächsten Jahren in den wertschöpfungsintensiven Bereichen stetig wachsen und ist in einem dynamischen Umfeld aktiv. Deshalb muss man auch immer wieder mit Schwankungen rechnen. Wichtig ist aber, die gesetzten strategischen Ziele konsequent zu verfolgen.

Welche wichtigen Projekte konnten 2018 beendet werden?

Die Grossinvestition in Sulgen hat mit der kommerziellen Inbetriebnahme des Sprühturms im August 2018 seinen Abschluss gefunden. Nun gilt es, die Anlagen sukzessive auszulasten. 2019 erwarten wir eine noch eher tiefe bis mittlere Auslastung der neuen Anlagen, was damit zusammenhängt, dass für Marktprojekte im Bereich Babynahrung einige Vorbereitungsarbeiten notwendig sind.
Marktseitig konnten wir zudem mehrere schöne Kundenprojekte abschliessen und die Integration von Pharmalys, Bimbosan, Zifru und Snapz läuft gut.

Welchen Herausforderungen steht die HOCHDORF-Gruppe 2019 gegenüber?

Für das laufende Geschäftsjahr konzentrieren wir uns auf drei grosse Herausforderungen: Im Bereich Dairy Ingredients müssen wir die Situation mit dem neuen Schoggigesetz und unser Werk in Prenzlau in den Griff bekommen. Zudem steht die weitere Integration unserer neuen Töchter im Fokus sowie die Akquisition neuer Aufträge für die Auslastung unserer Anlagen in Sulgen.

Starten wir mit der Herausforderung «Dairy Ingredients»: Wie wollen Sie trotz der grossen Komplexität den Überblick halten und den Bereich wieder erfolgreich gestalten?

Der Geschäftsbereich Dairy Ingredients ist im Moment nicht rentabel, was sich möglichst rasch wieder ändern muss. Mit dem Verkauf der HOCHDORF Baltic Milk hat sich HOCHDORF von einigen Risiken befreit und interne Komplexität abgebaut. Wir arbeiten vor allem an drei Themen, damit wir den Bereich wieder profitabler machen können: flexible Milchpreisgestaltung, interne Optimierungen und Produktinnovationen mit deutlichem Mehrwert; das heisst Verringerung der Massenware.
In der Schweiz erschwert das neue «Schoggigesetz» die Situation zusätzlich, weil aus unserer Sicht mit der Bildung einer neuen «Fettstützung» ein Teil der verfügbaren Mittel zweckentfremdet wurde. Für die Herstellung von milchbasierten Exportprodukten bedeutet dies, dass für den Rohstoff Milch kaum mehr kompetitive Preise bezahlt werden können und die Milch in andere Verarbeitungskanäle fliesst. Deshalb werden wir das Produktsortiment durchleuchten, um bei den strategisch wichtigen Produkten lieferfähig zu bleiben. Gleichzeitig müssen wir uns über unsere Verarbeitungskapazitäten Gedanken machen.

Wo genau liegen die Herausforderungen in der Integration der akquirierten Unternehmen?

2018 haben wir unsere Integrationsaufgaben auf der organisatorischen und technischen Seite weitgehend erledigt. Bei den kleineren Akquisitionen verliefen diese Aufgaben meist ohne grössere Probleme.
Bei Pharmalys sieht das ein bisschen anders aus. Wir sind sozusagen über Nacht von einem Business-to-Business-Unternehmen zu einem Business-to-Consumer-Anbieter geworden. Die Hauptherausforderung sehe ich hier in der Integration von Pharmalys, ohne die Expansion in den Märkten zu gefährden. Hier ergeben sich vielschichtige Fragestellungen, die letztendlich nur gemeinsam entschieden werden können.

Die Investitionsprojekte in Sulgen konnten im letzten Jahr abgeschlossen werden. Wie hoch wird die Auslastung dieser Anlagen 2019 erwartet?

Insgesamt hat HOCHDORF in Sulgen in den letzten Jahren über CHF 100 Mio. investiert. Damit sich diese Investitionen möglichst rasch rechnen, sind wir nun auf zusätzliche Volumen im Bereich Baby Care angewiesen. In diesem Jahr rechnen wir dank Wachstum unserer bestehenden Kunden und dank Neukunden jedoch erst mit einer tiefen bis mittleren Auslastung. Eine Auslastung von 80 % der neuen Sprühturmlinie erwarten wir ab dem Jahr 2022. Freuen würden wir uns natürlich über die baldigen Markenregistrierungen für China. Damit könnten wir die Auslastung bereits deutlich erhöhen. Unsere China-Kunden warten schon lange darauf, dass wir sie wieder beliefern können.

Wo stehen die relativ kleinen Tochterunternehmen Snapz, Afrikoa und Zifru in ihrem Prozess? Wie sehen Sie deren Zukunft?

Arikoa und Zifru haben zwei Dinge gemeinsam: Sie produzieren und vermarkten tolle Produkte, haben aber noch ein Volumenproblem. Bei Afrikoa hat sich der Umsatz im Vorjahresvergleich sehr gut entwickelt. Zudem planen wir, 2019 die wirklich sehr feine Schokolade auch ausserhalb von Südafrika zu vermarkten. Bei Zifru fehlt uns der Umsatzvergleich zum Vorjahr, wir sind aber mit dem Geschäftsgang einigermassen zufrieden.
Bei Snapz liegen die Dinge etwas anders. Snapz ist eine in wenigen Märkten bekannte Snackmarke für getrocknete Früchte und Gemüse. 2018 haben wir vor allem Vorbereitungsarbeiten getroffen und mit möglichen Distributoren gesprochen. Im laufenden Geschäftsjahr wird sich nun auch die Umsatz- und Ertragsseite bewegen. Da Snapz die Produkte bei Zifru produzieren lässt, wird sich dies auch positiv auf den Umsatz der Zifru Trockenprodukte GmbH auswirken.

Dr. Thomas Eisenring, wir bedanken uns für das ausführliche Interview.