Geschäftsbereich Dairy Ingredients

Die Preise für den Rohstoff Milch und für die daraus hergestellten Produkte zeigten weltweit mehrheitlich nur in eine Richtung: nach unten! Das Milchangebot war und ist deutlich höher als die Nachfrage. Unser Geschäft war davon an den verschiedenen Standorten unterschiedlich stark betroffen. In der Schweiz öffnete sich die Preisschere zu den internationalen Preisen weiter. In Litauen sind wir von der schwierigen Situation stark betroffen, weil die Preise für Milchproteine deutlich einbrachen. In Deutschland konnten wir die angespannte Marktlage relativ gut meistern.

Schweiz: HOCHDORF Swiss Nutrition AG

Die eingekaufte und verarbeitete Flüssigmenge (Milch, Molke und Permeat) stieg im Vorjahresvergleich um 6.8% auf 226‘663 Tonnen. In den Werken Hochdorf und Sulgen wurden dabei 189‘535 Tonnen Rohmilch angenommen (inkl. Trocknungs-Lohnaufträge). Im Vorjahresvergleich ist diese Menge um 3.5% höher. Zudem verarbeiteten wir in Sulgen mit 33‘714 Tonnen bereits knapp 30% mehr Molke als im Vorjahreszeitraum. Die Anlagen in der Schweiz liefen von Anfang Jahr bis Anfang Juni mehr oder weniger auf Volllast. Insbesondere zu Beginn des Jahres waren die Mengen unerwartet hoch.

Insgesamt erzielt der Geschäftsbereich Dairy Ingredients Schweiz einen Brutto-Verkaufserlös in der Höhe von CHF 110.4 Mio. Der Wert liegt 6.8% unter dem Vorjahresumsatz von CHF 118.4 Mio. Der geringere Umsatz ist mehrheitlich den tiefen Rohstoffpreisen geschuldet, welche an die Kunden weitergegeben wurden, und dem hohen Lageraufbau.

Im Vergleich zum Vorjahr konnte die verkaufte Menge an Walzenvollmilchpulver für die Schokoladen­industrie um rund zehn Prozent erhöht werden. Der Grund liegt erstens im steigenden Milchpulverbedarf der Schokoladen­industrie, zweitens bauten wir unseren Marktanteil in der Schweiz wieder leicht aus. Auf der Exportseite fiel vor allem das Russlandgeschäft positiv auf. Nachdem der Einfuhrstopp für EU-Milchprodukte andauert, dürften wir hier noch einige Zeit in einer privilegierten Lage sein.

Politisch drehte sich im ersten Halbjahr vieles um die Auswirkungen der tiefen Milchpreise auf die Milchproduktion und um ein mögliches Nachfolgemodell für die Ausfuhrbeihilfen («Schoggigesetz»-Mittel). Die Milchpreise waren im ersten Halbjahr 2016 sehr tief und führten bei etlichen Milchproduzenten zu einer schwierigen Einkommenssituation. Die Milchproduktion ist aber nach wie vor der international konkurrenzfähigste Produktionsbereich der Schweizer Landwirtschaft, und darum ist es wichtig, dass weiterhin milchhaltige Schweizer Lebensmittel exportiert werden können. Wir sind deshalb froh, dass der Bundesrat sich klar dazu bekennt, die Schweizer Milchproduktion weiterhin zu unterstützen. Er hat der Branche den Auftrag gegeben, ein Nachfolgesystem für das «Schoggigesetz» zu entwickeln, das für die ganze Wertschöpfungskette – Milchproduzent, Milchverarbeiter, Lebensmittelindustrie – eine sichere, konkurrenzfähige und planbare Zukunftsperspektive bietet.

In der Entwicklung arbeiteten unsere Fachkräfte im ersten Halbjahr an der Optimierung unserer Produkte und an verschiedenen Spezialpulvern – stark karamellisiertes Milchpulver, laktosefreie Milchpulver, Buttermilch-Proteinpulver, hitzestabiles Molkenproteinpulver etc. Die im letzten Jahr entwickelten modifizierten Milchproteine sind inzwischen marktreif. Bei der aktuellen Marktsituation haben wir aber bisher auf eine Vermarktung verzichtet.

Anfang Juni startete das Projekt zur Kapazitätserweiterung am Standort Hochdorf. Mittels einer Umkehrosmose-Anlage und eines modernen Hochkonzentrators werden wir 2017 eine höhere Milchmenge verarbeiten und gleichzeitig den Energiebedarf je Mengeneinheit senken können.

Die Anlagenauslastung wird im zweiten Halbjahr wie üblich nicht mehr so hoch sein wie im ersten. Auch wenn die internationalen Notierungen für Milchrohstoffe ab Ende Juni leicht angezogen haben, rechnen wir in diesem Jahr nicht mit einer bedeutenden Erholung des Milchpreises. Die Entwicklung dürfte einen positiven Einfluss auf den Preis von B- und C-Milch ausüben. Für A-Milch (Inlandabsatz) wird es aber kaum eine Preiserhöhung geben, da die Differenz zu den internationalen Preisen noch zu gross ist.

Litauen: HOCHDORF Baltic Milk UAB

Im Halbjahresbericht 2015 konnten wir an dieser Stelle mit 40.8 Mio. kg einen Rekordwert an verarbeiteter Flüssigmenge mitteilen. Inzwischen hat sich die Situation stark verändert, und wir reduzierten den Flüssigeingang im ersten Halbjahr 2016 auf 29.5 Mio. kg (–27.8%). Für den Rückgang sind zwei Hauptgründe verantwortlich: Zum einen verarbeiteten wir wegen der schwierigen Milchmarktsituation eine geringere Milchmenge, zum anderen erschwerten politische Eingriffe die notwendige Anpassung der Milchpreise. Deshalb sank unsere internationale Konkurrenzfähigkeit. Entsprechend der verarbeiteten Flüssigmenge und der Preissituation am Markt verringerte sich auch der Brutto-Verkaufserlös der HOCHDORF Baltic Milk UAB um –36.1% auf CHF 9.7 Mio. (VJ CHF 15.2 Mio.).

Dank der im letzten Jahr neu installierten Ultrafiltrationsanlage sind wir heute in der Lage, micelläres Kasein herzustellen. Aber auch bei diesem grundsätzlich wertschöpfungsstarken Produkt notieren die Preise aktuell eher tief, und die Kunden sind gut eingedeckt. Unsere Entwicklungsleute arbeiten weiter an der Optimierung dieser Produkte, damit wir für den kommenden Marktaufschwung bereit sind.

Wir erwarten eine ebenfalls schwierige zweite Jahreshälfte, aber insgesamt eine Verbesserung der Situation. Die Markterholung zeichnet sich immer deutlicher ab, und sobald die Konstellation (Milchpreise versus Pulver-/Rahmpreise) wieder positiv sein wird, werden wir die Produktion entsprechend hochfahren.

Deutschland: Uckermärker Milch GmbH

Die Uckermärker Milch GmbH verarbeitete im ersten Halbjahr 159.7 Mio. kg Milch, Permeat, Rahm und Buttermilch zu Quark, Butter, Buttermilch und Milchpulver (VJ 168.3 Mio. kg; –5.1%). Mit dem Verkauf der Produkte erzielte das Unternehmen einen Brutto-Verkaufserlös in der Höhe von CHF 84.2 Mio. (VJ 87.7 Mio.; –4.0%). Der etwas niedrigere Umsatz rührt von den tieferen Milchpreisen bzw. den tieferen Produktpreisen her.

Trotz der leicht geringeren verarbeiteten Flüssigmenge waren die Anlagen gut ausgelastet. Im Butterbereich war das Verhältnis Rahm- zu Butterpreis stimmig, und wir konnten die Butterei auf voller Kapazität betreiben. Auch die Auslastung im Quarkbereich erwies sich als gut. Prägend für die Pulverproduktion war die Herstellung von Pulverprodukten für die Intervention. Die Produktion von Magermilchpulver (MMP) auf Intervention ist zwar kein nachhaltiges Geschäftsmodell, war aber in der gegebenen Marktsituation die sinnvollste Nutzung des Trocken­werkes.

Die im letzten Jahr begonnene Buttermilchproduktion läuft auf sehr gutem Niveau. Die zu Beginn eingesetzte kleinere Abfüllanlage wird demnächst wie geplant durch eine grössere Anlage ersetzt. Die Buttermilch stellen wir im Lohnauftrag für ein grosses internationales Molkereiunternehmen her.

Im ersten Halbjahr setzten wir in der Produktion einige Kostensenkungsmassnahmen um. So investierten wir z.B. in die weitere Automatisierung der Butterei. In der Trocknerei wurden die ersten höherwertigen Milchpulver hergestellt. Dabei handelt es sich um Base Powder, welche zur Herstellung von Babynahrung verwendet werden können. Die «Testproduktionen» verliefen erfolgreich und wurden verkauft oder zu Versuchszwecken an potenzielle Kunden abgegeben. Eine reguläre Produktion erwarten wir per Ende 2016 oder spätestens im ersten Quartal 2017.

In Deutschland dürfte das zweite Halbjahr anspruchsvoller werden. Sehr tiefpreisiges Magermilchkonzentrat wird nicht mehr erhältlich und somit die Interventionsproduktion von MMP nicht mehr sinnvoll sein. Für uns sehr wichtig wird die Entwicklung im Milchfettbereich. Die Frage ist, in welche Richtung sich das Verhältnis zwischen Rahm- und Butterpreis entwickelt.

Im Werk Prenzlau investieren wir weiterhin in effizienzsteigernde Massnahmen. Zudem laufen die Entwicklungsarbeiten für die höhermargigen Produkte wie Base Powder und instantisierte Milchpulver auf Hochtouren.